Die Wallack-Rotations-Schneefräsen seit 1953 im Einsatz

Fast die Hälfte des Jahres ist die Großglockner Hochalpenstraße von Schnee bedeckt – und dadurch nicht befahrbar und für den Verkehr gesperrt. Oft lassen Wind und Lawinen Schneehöhen von bis zu 20 Metern entstehen! Alljährliches Ziel der GROHAG, der Betreibergesellschaft der Großglockner Hochalpenstraße, ist es, die Straße Ende April/Anfang Mai von den Schneemassen zu befreien. Auf diese Weise kommen Sie in den Genuss des einzigartigen Erlebnisses, umgeben von meterhohen Schneewänden dem Großglockner entgegenzufahren. Seit der Eröffnung der Gebirgsstraße im August 1935 war und ist Schneeräumung in großer Höhe eine immense Herausforderung.  

Sie möchten einmal „live“ dabei sein, bei der Schneeräumung auf der Großglockner Hochalpenstraße? Können Sie! Einfach Video auf YouTube anschauen und den Kampf gegen Schnee und Eis gemütlich von der Couch aus miterleben! 

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Schneeräumung Glocknerstraße, meterhohe Schneewände | © grossglockner.at/Eduardo Gellner

Oder einfach der Episode „Schneeräumung der Superlative“ aus dem Podcast Glocknergipfel lauschen – und erfahren, welche Herausforderungen und Gefahren die „Grohagler“ Jahr für Jahr meistern, damit die Straße für Sie zu einem sicheren Erlebnis wird.

Glocknergipfel Podcast

Glocknerstraße Schneeräumung historisch Männer schaufeln Schnee mit der Hand | © grossglockner.at/Archiv

In den Wintern der Jahre 1936 und 1937 – also in den ersten beiden Jahren nach der Eröffnung der Hochalpenstraße – waren es rund 350 Männer, die mit nichts weiter als mit Schaufeln und Eispickeln ausgestattet den Kampf gegen die bis zu 20 Meter hohen Schneewände aufnahmen. Dabei waren Schwielen an den Händen noch die geringsten Probleme, mit denen die Schaufler zu kämpfen hatten. Viel schlimmer waren Schneeblindheit und starke Sonnenbrände, gegen die nur unzureichende Hilfsmittel vorhanden waren. Dazu kam, dass oftmals Schlechtwettereinbrüche und heftiger Wind, der nicht selten bis zu zehn Meter Schneeverfrachtungen auftürmte, die wochenlange Arbeit der Schaufler über Nacht zunichtemachte. Damals brauchten die 350 Mann rund 70 Tage für das händische Befreien der Großglockner Hochalpenstraße von Schnee- und Eismassen!

Franz Wallack: Schöpfer der legendären Rotationspflüge

Schon frühzeitig erkannte Franz Wallack – Planer und Erbauer der Großglockner Hochalpenstraße sowie Marketinggenie – die Chance, mit Hilfe einer mechanisierten Schneeräumung, die Saison auf der Großglockner Hochalpenstraße um einige Wochen früher zu beginnen. Allerdings gab es zu dieser Zeit keine Maschinen auf dem Markt, die mit den extremen Steigungen und Gefällen, mit den engen Kurven und Kehren sowie mit den enormen Schneemassen zurechtgekommen wären. Und so konstruierte Wallack kurzerhand selbst eine Kombination aus Schneefräse und Schneepflug: den Rotationspflug, System Wallack, der im Winter 1953 die eisige Bewährungsprobe bestand. Von diesem Zeitpunkt an konnte die Straße in durchschnittlich 25 Tagen bis Ende April geräumt werden. 


Die Wallack-Schneefräsen - Zahlen, Daten & Fakten  
Vollständige BezeichnungRotationspflug System  Wallack 
KonstrukteurFranz Wallack 
Alter    mehr als 60 Jahre 
Räumgeschwindigkeit 
  • für Altschnee bei 1,20 m Räumhöhe 1 km/h 
  • bei 60 cm Räumhöhe 3 km/h 
  • bei Neuschnee 4-8 km/h
Räumbreite2,40 m 
Wurfweitebis 50 m
Wurfhöhebis 25 m
Gewichtca. 15 t
Steigfähigkeit    bis zu 60 %
Räum-Rekord

im Jahr 1975 mit 800.000 Kubikmeter Schnee (!) – 
entspricht einem bis oben hin mit Schnee befüllten Güterzug von Wien bis Salzburg

Beginn der SchneeräumungMitte April
Dauer der Schneeräumung12 bis 15 Tage

Jörgen, Oskar, Ander & Eisbändiger:
4 Pflüge, 14 Tage  

Heute ist es meist Mitte April, wenn unten im Tal schon längst die ersten Blumen ihre zarten Blätter der wärmenden Frühlingssonne entgegenrecken, dass sich Jörgen, Oskar, Ander und Eisbändiger – die vier berühmten Wallack-Rotationspflüge der GROHAG – von Norden von Fusch/Ferleiten und von Süden von Heiligenblut aus an die Arbeit machen, um mit der Räumung Österreichs schönster Panoramastraße zu beginnen. Zwei Räummannschaften mit jeweils sieben Mann sind von Norden und Süden her gleichzeitig beschäftigt. Und bisher gibt es für die Schneeräumung am Großglockner keine besseren Geräte als die Pflüge, die seit den 1950er Jahren ihren Dienst verrichten. 

Highlight Durchstich

Treffen der Räumtrupps beim Hochtor

Das alljährliche Highlight der Schneeräumarbeiten auf der Großglockner Hochalpenstraße ist ohne Frage der Durchstich beim Hochtor, wenn die Räumtrupps der GROHAG von Salzburger und Kärtner Seite gegen Ende April aufeinandertreffen. Besonderes Detail seit dem Jahr 2022: Erstmals wurden die historischen Wallack-Schneefräsen statt mit herkömmlichem Diesel mit einem modernen, synthetischen Treibstoff der neuesten Generation betrieben. Damit verursachen die Rotationspflüge nun deutlich weniger lokale Emissionen – beispielsweise Stickoxide – und auch der Ausstoß von Feinstaub wird maßgeblich reduziert.

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Rotations-Schneefräsen: Auch im Sommer allzeit bereit! 

Wundern Sie sich nicht, wenn Sie auch im Sommer entlang der Strecke die Wallack-Rotations-Schneefräsen sehen! Denn in den Höhenlagen, in die die Großglockner Hochalpenstraße führt, fällt auch ab und zu im Sommer Schnee. Und die Pflüge warten entlang der Strecke geduldig auf ihren Einsatz. Die großen blauen Maschinen mit ihren Raupenketten und mächtigen Fräsrädern sind nicht nur bei technikbegeisterten Besucherinnen und Besuchern ein beliebtes Fotomotiv …  

Nach 9.755 Arbeitsstunden ging Paul in Pension

Haben Sie gewusst, dass ursprünglich fünf Wallack Rotationspflüge im Einsatz waren? Allerdings ist Paul (Baujahr 1953) mittlerweile außer Dienst. Er war bis 2010 im Einsatz und hat exakt 9.755 Arbeitsstunden geleistet. Nun verbringt das fünfzehn-Tonnen-Gerät seinen wohlverdienten Ruhestand als Dauerleihgabe der GROHAG im Salzburger Freilichtmuseum in Großgmain beim dort wiedererrichteten, historischen Mauthaus Guttal.